Schützenbruderschaft vom

Hl. Laurentius und Hl. Hubertus Elmpt 1625 e.V.

Für "Glaube, Sitte und Heimat" von Werner Hommen
steht seit 1625 auf unserer Fahne

In nun fast vier Jahrhunderten haben die Mitglieder der Schützenbruderschaft die damit verbundenen Gedanken und Werte im Verein und im Dorfgeschehen aktiv vertreten und lebendig immer wieder nachfolgenden Generationen vermittelt. Dabei haben sie erhaltenswertes Brauchtum und die Pflege von Traditionen aufrechterhalten.

Mit dem Tag zu Christi Himmelfahrt beginnt unsere alljährliche Frühkirmes. Mit der Teilnahme an kirchlichen Festen wie Fronleichnam, dem höchsten kirchlichen Fest unserer Schützenbruderschaft, sowie der Marienprozession im August nach Overhetfeld, zeigen wir öffentlich unseren christlichen Ursprung und die damit verbundene Zugehörigkeit zum Christentum. Auch der jährliche Vogelschuss zur Ermittlung des Schützenkönigs am dritten Sonntag im September ist ein Beweis unserer Brauchtumspflege.

"Glaube, Sitte und Heimat" standen früher und müssen heute erst recht über all unserem Handeln stehen. Verantwortung übernehmen und Verantwortung tragen - im kirchlichen und im öffentlichen Bereich - müssen Aufgabe und Ziel eines jeden Schützenbruders sein, damit diese Werte auch in Zukunft Bestand haben.

Die Schützenbruderschaft im Wandel der Zeit

von Werner Hommen


Die Schützenbruderschaft vom Hl. Laurentius Elmpt wurde im Jahr 1625 gegründet. Elmpt gehörte damals zum Oberquartier Roermond, das seinerseits zum
Herzogtum Geldern gehörte. Dies
wiederum war Teil der Spanischen Niederlande. Bei Gründung der Bruderschaft waren die Elmpter daher – zumindest staatsrechtlich gesehen – Spanier.


Sieht man sich die näheren Umstände dieser Zeit an, ist anzunehmen, dass die Gründung aus blanker Not erfolgte.Trotz einiger kriegerischer Ereignisse hatte sich die Bevölkerung am Niederrhein
zwischen 1500 und 1600 wegen guter Ernten und mildem Klima fast verdoppeln können. Die
Gemeinde Elmpt, zu der stets auch Overhetfeld gehörte, dürfte damals etwa tausend Einwohner
gehabt haben.


Die positive Entwicklung endete rapide, als um 1600 die ‚Kleine Eiszeit‘ begann, die extrem kalte
Winter und kühle Sommer mit niedrigen Ernten zur Folge hatte. Gleichzeitig nahmen die lokalen
Kriegsereignisse zu. Die katholischen Spanier führten einen erbitterten Krieg gegen die
protestantischen niederländischen Generalstaaten und auch der 1618 beginnende Dreißigjährige
Krieg verschonte den Niederrhein nicht. Hunger und Elend bestimmten fortan den Alltag der
Zivilbevölkerung und eine staatliche Ordnungsmacht gab es nicht. Die Städte und Dörfer litten
unendlich unter umherziehenden Söldnerhaufen und Räuberbanden. Mord, Plünderung,
Vergewaltigung und Brandschatzung waren überall traurige Realität.


Die alte Elmpter Chronik aus dieser Zeit ist leider verloren gegangen, aber in den Archiven
umliegender Ortschaften sind noch Zeugnisse der damaligen Zeit vorhanden. Bracht wurde 1632
überfallen und ausgeplündert. 1635 verwüsteten die wegen ihrer Grausamkeit gefürchteten, in
österreichischen Diensten stehenden kroatischen Landsknechte unser Gebiet und überboten in ihrer
Gewalttätigkeit alles bisher Dagewesene. Süchteln wurde alleine 1642 dreimal von marodierenden
Kriegshaufen geplündert. Zu allem Überfluss brach auch die besiegt geglaubte Pest erneut aus und
wütete am gesamten Niederrhein. Auch hierzu finden sich Beispiele aus alten Chroniken
niederrheinischer Orte. Die Pestwellen von 1615 und 1636 rafften in Xanten die Hälfte der
Bevölkerung dahin. In Moers starben alleine von Juli bis September 1623 siebzig Prozent der
Bewohner.


In Elmpt wird es nicht viel anders gewesen sein. In ihrer Not schlossen sich die Elmpter Bürger 1625
zusammen und bildeten eine Bruderschaft, die, wie anderenorts auch, zur Beseitigung der Pestopfer
und als Bürgerwehr diente. Das wird keine einheitlich uniformierte und ausgerüstete Truppe gewesen
sein, sondern vielmehr ein Zusammenschluss wehrhafter Bauern, die mit Bauernwaffen kämpften –
Jagdbögen, Sensen, Mistgabeln und Dreschflegeln – und zusammenliefen, wenn die „Sturmglocke“
am Kirchturm Alarm gab.


Die in dieser Zeit gegründeten Bruderschaften hatten fast durchweg eine kirchliche Bindung und so ist
auch anzunehmen, dass sich die neu gegründete Elmpter Bruderschaft bereits zu Beginn nach dem
Heiligen benannt wurde, dem die Elmpter Pfarrkirche geweiht ist – dem Hl. Laurentius.
Die Kirche hatte zu diesen Zeiten eine überragende Rolle in der Gesellschaft. Der Pfarrer war zumeist
der Einzige im Ort, der lesen und schreiben konnte und er war oft nicht nur das geistliche, sondern
auch das weltliche Oberhaupt der Dorfgemeinschaft. So etablierten sich die aus der Not heraus
gebildeten Bürgerwehren als „Katholische Schützenbruderschaften“, wobei der Wortteil „Schützen“
im Gegensatz zur militärischen Bedeutung wohl weniger vom „Schuss“ als vom „Schutz“ hergeleitet ist.


1648 endete mit dem „Westfälischen Frieden“ zu Münster der Dreißigjährige Krieg. Es folgte eine
Periode des Friedens, doch dann begann der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714), der im gesamten
Schwalmgebiet große Verwüstungen anrichtete. Mit dem Frieden von Utrecht wurde Elmpt Teil der
neu gegründeten Österreichischen Niederlande und eine neue Friedensperiode folgte, die erst mit
der französischen Revolution 1789 ihr Ende fand.


Die vielerorts gegründeten Schützenbruderschaften waren auch in Friedenszeiten für das Dorfleben
unverzichtbar. Sie übernahmen Aufgaben, die heute staatlichen Organisationen obliegen. Die
Schützen verteidigten ihre Dörfer gegen Räuberbanden und Wolfsrudel, fungierten als Brandwehr
und halfen bei Epidemien, die Kranken zu versorgen und die Leichen zu verbrennen, waren also
Militär, Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdienst in einem. Den militärischen Aspekt der Bruderschaften
kann man gut beim Blick über die Grenze erkennen. In den Niederlanden waren die ‚Schöttereien‘
noch bis ins 20. Jahrhundert Teil der Heeresorganisation.
Neben diesen staatlichen Aufgaben kümmerten sich die Schützenbruderschaften auch um die
öffentlichen und kirchlichen Veranstaltungen und Feste – zumeist nicht als Ausrichter, sondern, wie es
ihrer Aufgabe im Dorfleben entsprach, als schützende und ordnende Organisation.


1794 wurde der Niederrhein von französischen Revolutionstruppen besetzt und 1801 annektiert.
Fortan waren die Elmpter Franzosen und die jungen Männer wurden zum Dienst in der französischen
Armee gepresst. An Napoleons Russlandfeldzug 1812, der in einem Fiasko endete, nahmen 52
Männer aus Roermond und Umgebung teil. In der Völkerschlacht von Leipzig 1813 starben zehn
Elmpter in französischer Uniform. Diese Soldaten werden höchstwahrscheinlich Schützenbrüder
gewesen sein. Für die kleine Gemeinde mit kaum tausend Einwohnern war dieser Verlust von
Menschenleben gewiss ein schwerer Schlag.


Als Europa im Wiener Kongress 1815 neu geordnet wurde, wurde der Niederrhein geteilt. Das
Gelderland und Limburg wurden Teil der neu gebildeten Niederlande, währende der Großteil des
Niederrheins als Kriegsbeute an Preußen fiel. Als Grenze zwischen dem preußischen Gebiet und dem
Gebiet der neu gebildeten Niederlande wurde recht willkürlich „Eine Kanonenschussweite von der
Maas“ bestimmt. Hätten die Kanonen damals weiter geschossen, wären die Elmpter heute
Niederländer.


So aber fanden sie sich, nachdem sie in der wechselvollen Geschichte des Niederrheins bereits
Burgunder, Gelderner, Spanier, Österreicher und Franzosen gewesen waren, nach dem Wiener
Kongress 1815 plötzlich als Einwohner eines preußischen Grenzdorfs wieder. Von Roermond, ihrem
angestammten Oberzentrum und den niederländischen Grenzgemeinden, mit deren Einwohnern sie
enge verwandtschaftliche Beziehungen hatten, waren sie nun durch eine preußisch streng
kontrollierte Staatsgrenze abgeschnitten.


1816, zu Beginn der Preußenzeit, zählte die Gemeinde Elmpt 1193 Einwohner. Die Umwälzungen der
neuen Zeit waren gewaltig. Mit den Franzosen und den Preußen hielten erstmals geordnete moderne
Staatsstrukturen am Niederrhein Einzug. Die Zeiten der Räuberbanden und lokalen Kleinkriege waren
endgültig vorbei. 1803 wurde der letzte Räuberhauptmann (der „Fetzer“) am Niederrhein zur Strecke
gebracht.
Die Schützenbruderschaften verloren nun nach fast zweihundertjährigem Bestehen viele ihrer
angestammten Aufgaben. Für Ordnung sorgte nun die Polizei, die Sicherheit wurde vom preußischen
Militär garantiert und der Feuerschutz wurde von neu gegründeten „Brand-Corps“ übernommen, den
Vorläufern unserer Freiwilligen Feuerwehren.


Den streng evangelisch geprägten Preußen war zudem auch der niederrheinische Katholizismus ein
Dorn im Auge. Die von ihnen vorangetriebene Säkularisierung führte bei vielen Bruderschaften zu
einer Trennung von den kirchlichen Wurzeln. Sie wurden zu Schützengilden oder Schützenvereinen. In
Elmpt und Umgebung stellte sich diese Frage nicht. Die Bevölkerung war fromm und blieb – bis auf
einige Zöllner und preußische Beamte – rein katholisch.


Da ihre bisherigen Aufgaben nach fast zweihundertjährigem Bestehen nunmehr fast vollständig auf
den Staat übergegangen waren, mussten sich die Schützen neu erfinden, um weiterbestehen zu
können. Etliche Bruderschaften schafften den Schritt nicht und lösten sich auf. Die anderen suchten
sich neue Betätigungsfelder. Wie viele andere Bruderschaften am Niederrhein gingen wohl auch die
Elmpter Schützen zu dieser Zeit dazu über, Feste mit Schießübungen und Wettbewerben zu
veranstalten. Die Schützenbruderschaften wurden Veranstalter und Organisatoren des
gesellschaftlichen Dorflebens und der Dorffeste.


Die Bevölkerung der Gemeinde Elmpt, deren Zahl über viele Jahrhunderte nahezu konstant gewesen
war, wuchs nun rasant. 1870 hatte die Gemeinde 1450 Einwohner, zehn Jahre später bereits 1654.
Dies hatte die Gründung weiterer Bruderschaften zu Folge. 1869 wurde in Overhetfeld die St. Maria
Bruderschaft gegründet, ein Jahr später in Elmpt-Wae die St. Hubertus Bruderschaft. Die drei
Bruderschaften hatten ein eigenständiges Vereinsleben, kamen aber zu gemeinsamen Paraden auf
dem Elmpter Marktplatz zusammen.


Der deutsch-französische Krieg 1870/71, aus dem alle Elmpter heil zurückkehrten, führte zur
Vereinigung Deutschlands und zur Gründung des Deutschen Reiches unter der Führung Preußens. Die
Reichsgründung hatte einen Schub nationalistischen Denkens zur Folge. Die Schützenfeste wurden
nun mehr und mehr zum Rollenspiel des dörflichen Bürgertums ausgebaut. Dem Schützenkönig
wurde mit Königin und Ministerpaaren ein Hofstaat zur Seite gegeben, mit dem man das Leben bei
Hofe imitierte, während die Schützen mit einer immer stärker militärisch werdenden Organisation,
mit Aufmärschen und Paraden dem preußischen Militär nacheiferten.


Spätestens in dieser Zeit bildete sich bei Umzügen und Paraden eine Organisation in „Zügen“, wozu
Männerzug, Grenadierzug, Jägerzug und Schlüffkeszug gehörten.


Zum Jägerzug gehörten die Jugendlichen, zum Grenadierzug die jüngeren, unverheirateten Männer,
die bereits ihre Militärzeit abgeleistet hatten. Letztere trugen zum Zivilanzug als Erkennungszeichen
eine Schärpe. Verheiratete Männer traten dem Männerzug bei, dessen Uniform der schwarze
(Hochzeits)- Anzug nebst Zylinder war. Im Schlüffkeszug sammelten sich alle Schützenbrüder, die in
keine der genannten Kategorien passten.


Wie heute noch beim Männerzug üblich, kam man lediglich zu den Festen im Zug zusammen. Es gab
innerhalb der Züge weder einen festen Mitgliederbestand noch ein Eigenleben. Die Ausnahme bildete
der Jägerzug, der alleine schon deshalb zur Vorbereitung auf die Kirmes zusammenkommen musste,
weil die jugendlichen Schützen auf dem Schulhof von erfahrenen Schützenbrüdern mit Gleichschritt,
Parademarsch und militärischen Kommandos vertraut gemacht werden mussten.


Während des 1. Weltkriegs von 1914 bis 1918 ruhte das Vereinsleben. Erst 1920 wurde wieder der
Vogel geschossen und Kirmes gefeiert. Um für Festlichkeiten wie das Schützenfest eine geeignete
Räumlichkeit zu schaffen, wurde dank der Initiative vieler Bürger an der Hauptstraße, Ecke
Heinrichstraße neben dem ehemaligen Hotel Lenhsen ein Saalbau errichtet. Das als ‚Walderhalle‘
benannte Gebäude wurde 1924 fertig gestellt, so dass die Feierlichkeiten zum 300-jährigen Bestehen
der Bruderschaft dort stattfinden konnten. Im Jahr 1976 wurde die Walderhalle bei einem Brand
zerstört und anschließend abgerissen.


1924 schlossen sich die Bruderschaften St. Laurentius Elmpt und St. Hubertus Waa (später Wae
geschrieben) zur Bruderschaft vom Hl. Laurentius und Hubertus Elmpt zusammen. St. Maria
Overhetfeld blieb selbständig.


1930 trat die Bruderschaft dem Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften bei, der
1928 unter dem Namen „Erzbruderschaft vom Hl. Sebastianus“ gegründet worden bei. Von der
Erzbruderschaft wurde die christliche Prägung der Satzung und das Motto „Für Glaube, Sitte und
Heimat“ übernommen. (Wobei „Sitte“, was man heute leider immer wieder betonen muss, keine
sexuelle Bedeutung hat. „Sitte“ beinhaltet vielmehr einen an den zehn Geboten und dem Gebot der
Nächstenliebe ausgerichteten Lebenswandel).


1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Herrschaft in Deutschland. 1934 begrüßte der
Vorsitzende Wilms die erschienenen Schützenbrüder mit „Heil Hitler“. Demokratische Strukturen in
Vereinen wurden von den neuen Machthabern verboten und durch das „Führerprinzip“ ersetzt. Dem
entsprechend wurden die Brudermeister und Offiziere nicht mehr von den Schützenbrüdern gewählt,
sondern vom Vorsitzenden bestimmt. Da die Entlastung des Vorstandes und die Abstimmung über
den Vogelschuss ebenfalls wegfielen, wurden die jährlichen Generalversammlungen nicht mehr
durchgeführt. Der Dachverband der Schützen, die „Erzbruderschaft“, wurde 1936 von den
Nationalsozialisten wegen ihres oppositionellen Verhaltens verboten und aufgelöst. In Elmpt wurde
bis zum Kriegsausbruch 1939 jedoch noch weiter der Vogel schossen und Kirmes gefeiert.


Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Elmpter zunächst andere Sorgen als die
Wiederbelebung des Schützenwesens. Die Jahre bis 1948 waren „Hungerjahre“ mit schlechten Ernten
und ohne jegliche staatliche Hilfe. Zudem mussten noch die Flüchtlinge aus den ehemals deutschen
Ostgebieten beherbergt und verpflegt werden. Fast jede Familie hatte Flüchtlinge als
„Einquartierung“ im Haus und es wurden eilig Barackensiedlungen für diejenigen errichtet, die nicht
bei Elmpter Familien unterkommen konnten. Die im Volksmund als „Mau-Mau“ benannte Siedlung
am Ende des Krummen Weges ist ein Überbleibsel dieser Notsiedlungen.


Erst 1948, als viele der überlebenden Männer aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurden, kamen
die Schützen zur ersten Generalversammlung zusammen und beschlossen, „die Bruderschaft im Jahr
1949 wieder in althergebrachter Weise in die Öffentlichkeit treten zu lassen."

 
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